EINBECKER BLAUDRUCK – HANDWERK SEIT 1638

Er ist die älteste Blaudruckwerkstatt Europas: Der Traditionsbetrieb „Einbecker Blaudruck“. Blaudruck zählt seit 2018 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. In Deutschland gibt es insgesamt noch 12 Betriebe. Die Werkstatt in Einbeck wurde mitten im Dreißigjährigen Krieg 1638 von Hans Wittram als Färberei in Einbeck gegründet. Die Erfindung des Blaudrucks ist untrennbar mit dem bunten Kattundruck aus Übersee verbunden. Es läßt sich leicht nachvollziehen, daß die bunten Baumwollstoffe eine harte Konkurrenz für das heimische Färbergewerbe darstellten. Die Einbecker Färber sahen ihre „Felle davonschwimmen“, ein attraktives Konkurrenzprodukt musste her. So fing man an zu experimentieren. Es ist zu vermuten, dass aus der Familie Wittram, Hans Heinrich, der Sohn des Firmengründers, um das Jahr 1700 sich als erster an dieser Technik versucht hat.

Die Model mussten die Blaudrucker selbst entwerfen und herstellen. Ursprünglich waren die Model ganz aus Holz geschnitzt. Birnbaum eignete sich wegen seiner Härte, der dichten Oberfläche und seiner Unempfindlichkeit gegen Nässe besonders gut. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts übernahmen Formstecher die Herstellung von Modeln. Da dieses Handwerk heute fast ausgestorben ist, wird es immer schwieriger Reparaturen und Überarbeitungen alter Model durchführen zu lassen. Der „Einbecker Blaudruck“ war von 1638 bis 2005 ununterbrochen im Besitz der Familie Wittram. Aus dieser Zeit sind über 800 Model aus fast allen Stilepochen seit Erfindung des Blaudruckes noch vorhanden. Die ältesten erhaltenen Model zeigen biblische Motive, wie z. B. der Sündenfall (Adam und Eva am Baum der Erkenntnis) oder Josua und Kaleb, wie sie mit einer riesigen Traube aus dem gelobten Land zu Moses und dem Volk Israel zurückkehren.

Dieser Model dürfte um 1720/30 geschnitzt worden sein und ist wahrscheinlich aus der Zeit, als Hans Heinrich Wittram die Technik des Blaudrucks erprobte. Aus dem späten 18. Jahrhundert dürften einige der großzügigen Blumendekore stammen, die auch heute noch zu den beliebtesten Mustern gehören (Päonie, Nelke). Der „Einbecker Blaudruck“ wir heute noch in althergebrachter Handarbeit im Reservedruckverfahren hergestellt. Zunächst wird der weiße Stoff mit einer zähflüssigen Masse (dem Druckpapp) von Hand bedruckt. Im Färbebad nehmen diese bedruckten Stellen dann keine Farbe an. Der Papp wird nach dem Färben in Spülbädern entfernt, so dass die typischen Muster weiß hervortreten.

Einbeck Tourismus bietet Führung an, wobei das Handwerk und die unterschiedlichen alten Modeln betrachtet werden können. Die vielfältige Auswahl von Blaudruck-Motiven auf verschiedensten Produkten kann im Ladengeschäft am Möncheplatz gekauft werden. Ebenso kann hier Lohndruck in Auftrag gegeben werden. Weitere Informationen zu Historie und Handwerk unter EINBECKER BLAUDRUCK –  virtuelle Führung BLAUDRUCK 360°-TOUR

Einbecker Blaudruck
Moencheplatz 4 
37574 Einbeck 
Telefon 04955 613350