Geschichte erfahren – BlaudruckJahr in Einbeck

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2022 steht Einbeck ganz im Zeichen des Blaudrucks. Mit einem umfangreichen Programm wird das traditionsreiche Handwerk an verschiedenen Stellen über das ganze Jahr hinweg präsentiert.

Meter um Meter tanzen vergnügte Bauern über lange Stoffbahnen. Filigrane interessante Muster und Symbole in Holz geschnitzt oder durch Formstecher:innen aufwendig hergestellt bilden seit jeher hierfür die Grundlage und auch das große Kapital des seit vielen Jahrhunderten in Einbeck beheimateten Blaudruckhandwerks. Familie Wittram eröffnete die Färberei 1638, im heute als Wolpeterhaus bekannten Gebäude in der Wolperstraße 23. Damals konnte niemand ahnen, dass dieser Einbecker Handwerksbetrieb auch noch im Jahre 2021 betrieben und dereinst dann als Europas älteste Blaudruckerei große Bedeutung erlangt haben würde. 
Geschicktes kaufmännisches Talent, verbunden mit generationsübergreifender Kreativität und nicht zuletzt auch dem Bewusstsein für lokale Traditionen führten schließlich dazu, dass in der einstigen Hansestadt mit dem Blaudruck ein bedeutsames Stück Einbecker Kulturgeschichte bewahrt werden konnte. 2016 wurde der Blaudruck von der UNESCO in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen, im November 2018 folgte noch dazu die Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Der Blaudruckbetrieb Wittram hat Kriege, Entbehrungen und Schicksalsschläge überstanden. Über die Jahrhunderte ist es dabei gelungen, die Manufaktur kontinuierlich und erfolgreich weiterzuentwickeln. 
Dieses immense Einbecker Kulturerbe, welches sehr große Räume für künstlerische und kreative Entwicklung bereithält, machte die Künstlerin und Kulturschaffende Patricia M. Keil neugierig. Die derzeitigen Betreibenden Ulf Ahrens und Ursula Schwerin freuten sich vom ersten Tag der Bekanntschaft sehr über das große Interesse der Künstlerin und gewährten ihr spannende Einblicke in das operative Handwerk des Färbens und vor allem auch in die Druckmanufaktur, mit ihren vielen historisch wertvollen Modeln und Werkzeugen. Bei der Erforschung der Geschichte des Blaudrucks fand Patricia M. Keil dann mit Regine Wittram Poppinga, einstige Betreiberin und direkte Nachfahrin der Färberfamilie, und mit Susanne Gerdes vom Stadtarchiv begeisterte und enorm informierte Gesprächs- und Forschungspartnerinnen. 
Wer sich auch nur ein wenig dem Studium zu den Blaudruckvorfahren, zu den einstigen Domizilen wie beispielsweise dem Wolpeterhaus, aber auch den weit über Einbeck hinausreichenden Verbindungen des Einbecker Blaudrucks widmet, erkennt sehr schnell auch die große Verantwortung unserer Generation, den Fortbestand der Einbecker Blaudruck-Manufaktur durch aktives Handeln und gerne auch begeistertes Mitmachen zu sichern. 

Das Kulturerbeprojekt „Blaudruckjahr 2022“
Die Idee zum Projekt „Blaudruckjahr 2022“ ergab sich bei den Konzert- und Kulturfreunden Einbeck e.V. Mitte 2021 während des gerade laufenden Cestnik-Jahres, dem ersten Kulturprojekt des Vereines, dass sich über ein gesamtes Jahr erstreckte. Cestnik hatte vor seiner Laufbahn als Maler den Beruf des Musterzeichners gelernt. Gezeichnet wurden Muster für die hiesige Tapetenindustrie, aber durchaus auch für den Blaudruck. Als Künstler schuf Cestnik in seiner künstlerischen Laufbahn dann neben Ölbildern und Radierungen auch viele kunstvolle Holzschnitte. Eine Holzschnittplatte sollte sich doch auch als Blaudruckmodel verwenden lassen. Gedacht – getan. Auf diese Weise entstanden erstmalig Blaudruck-Kleidungsstücke mit Cestnikmotiven. Die Wirkung war faszinierend und machte Lust auf mehr. Die Brücke zwischen Kunst, Kultur und Blaudruck war gebaut. 
Angetrieben durch die Frage, wie man das traditionsreiche Handwerk nicht nur erhält, sondern durch eine beherzte Weiterentwicklung auch in die Zukunft führen kann, machte sich Netzwerkmeisterin Patricia M. Keil mit Begeisterung und weniger mittels akribischer Suche daran, ein vom Blaudruck begeistertes Kunst- und Kulturteam zusammenzuführen. Als Trägerverein bot sich der Verein Konzert- und Kulturfreunde Einbeck e.V. an, in dessen Satzung neben der Förderung von Kunst und Kultur auch ausdrücklich die Heimatpflege und der Denkmalschutz verankert sind. 
Seit Monaten gibt es nun bereits Arbeitstreffen, bei denen aus den anfänglichen Ideenskizzen mittlerweile ein straff getaktetes Monatsprogramm für 2022 aufgebaut worden ist. 
Das Kunsthandwerk Blaudruck soll erklärter Maßen im „Einbecker Blaudruckjahr 2022“ gemeinsam mit Blaudruck-Botschaftern aus nah und fern und vor allem vielen Einbecker Bürger:innen und Besucher:innen intensiv kennengelernt, erlebt und schließlich auch kreativ weiterentwickelt werden. 
 „In 2022 geht es darum, die Vision für eine Blaudruckmoderne zu entwickeln, mit spannenden selbst geschaffenen Ansätzen sollen persönliche Geschichten der Gegenwart erzählt werden. Wir möchten unseren blauen Teil der Einbecker Geschichte aufleben lassen, frische Spuren hinterlassen, zu ungewöhnlichen Dingen inspirieren und das Handwerk erlebbar machen!“ so Patricia M. Keil. Die Kunst des Aussparens fasziniert in der Tat, wenn man sich die Technik und die Geschichte dieses Handwerkes bewusstmacht. 
„Es ist ein schönes Gefühl, dass unser Familienbetrieb mit Kraft und Kreativität in die Zukunft geführt wird.“ so Regine Wittram Poppinga. Im Blaudruckjahr sollen beispielsweise auch neue Modelle mit spannenden Motiven entstehen, entwickelt von Schüler:innen, Künstler:innen und interessierten Bürger:innen. Produziert zum einen vom letzten aktiven Formstecher in Einbeck, und zum anderen auch mit modernen Methoden wie dem 3D-Druck. Das Cross-Innovation-Potenzial des Blaudrucks ist enorm. 
„Ich freue mich, dass in dieser schnellen, konsumgeprägten Zeit unser traditionelles, aber doch so zeitloses Handwerk im Rahmen des Blaudruckjahres ganz sicher von vielen jungen und kreativen Menschen entdeckt, unterstützt und sodann auch bewahrt wird.“ so Ursula Schwerin, mit Ulf Ahrens die Geschäftsführung des Einbecker Blaudrucks.
Einbeck als Blaudruckstadt soll seine Teilhabe am UNESCO Kulturerbe mit Herz und vor allem auch mit den Händen feiern. Kreative Menschen werden ausdrücklich dazu aufgerufen, ihre Ideen für den Erhalt und die Entwicklung des Blaudrucks im Blaudruck-Lab Gesicht zu verleihen. Hierzu lädt ab 2022 die „Offenen Blaudruck-Werkstatt“ in der DruckerBande am Möncheplatz 1 ein. Es soll attraktiv und vor allem auch einfach sein, sich im Blaudruckhandwerk auszuprobieren. „Eine experimentelle Produktivität lässt sich in offenen Kreativräumen förmlich provozieren.“ freut sich auch Martin Keil aus den Einbecker KulturBüros. 
„Die Zukunft des Blaudrucks liegt in den Händen der Werkstätten, die diese Technik über Jahrhunderte bewahrt haben, und in denen der jungen Kreativen, die sie neu entdecken.“ 
Diese bei der Verleihung der Auszeichnung zum immateriellen Kulturerbe von Frau Prof. Dr. Maria Böhmer (Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission) vorgetragene Worte verstehen die Projektmacher als Ansporn und auch als mit Leidenschaft angenommene Herausforderung.
Das Jahresprogramm wird bereits heute präsentiert unter
www.druckerviertel.de/blaudruckjahr

Projektträger: Konzert- & Kulturfreunde Einbeck e.V.
Projektleitung: Patricia M.Keil (E-Mail: patricia@kfe.team) 
Bildunterschrift: v.l.o. Geschäftsführung Einbecker Blaudruck Ursula Schwerin, Regine Wittram Poppinga, Marghret Feldgiebel und u.r. Annemarie Weber als Blaudruckbotschafter, Ulf Ahrens Geschäftsführung/Blaudrucker sowie Projektleitung BlaudruckJahr Einbeck Patricia Magdalene Keil.©KFE e.V 

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